Fastnacht, Karneval und Fasching

 

Die historischen Wurzeln des Karnevals

 
Fastnachtliche Bräuche gibt es schon seit uralten Zeiten. Schon bevor das Christentum entstand, wurden mit Hilfe von Masken Dämonen beschworen, der Winter ertränkt oder verbrannt. Man glaubte damals nämlich, daß die Natur von guten und bösen Geistern beherrscht wurde. Und da es für die Versorgung der Menschen wichtig war, daß der Winter so früh wie möglich dem Frühjahr Platz machte, versuchten die Menschen dem nachzuhelfen.
Sie maskierten sich zu Fastnacht mit schrecklichen Larven (Schemen, Masken), zogen tanzend durch den Ort und machten tüchtig Lärm, um den bösen Winter zu vertreiben.
 

Das symbolische Ertränken des Winters

 

 

Einige dieser Bräuche werden, regional unterschiedlich, noch heute durchgeführt. Allerdings mehr zum eigenen Gaudi oder für das zu solchen Gelegenheiten oft zahlreichanwesende Publikum. Allerdings hatten bei einigen der alten Bräuche auch die Griechen ihre Hand im Spiel. Und auch ihre zahreichen Götter. So wurde bei den alten Griechen die Rückkehr ihres Gottes Bacchus aus Ägypten mit Musik und Tanz gefeiert. Dabei floß der Wein natürlich reichlich und man zog mit schonungs losen Spott über die Mitmenschen her.
Irgendwie ist davon auch bei den heutigen Karnevalisten noch etwas übrig geblieben.
Aber auch die Römer übernahmen bald dieses Fest und nannten es Carneval.
Diese setzten auf die ohnehin schon zügellosen Feste noch eines drauf. Ihnen ging es nun nicht mehr um das Fest zu Ehren eines Gottes, sie feierten ganz einfach Orgien. Dazu schlossen während dieser Zeit alle Schulen und Gerichte, niemand durfte arbeiten, doch dafür war das Glücksspiel erlaubt, das sonst unter strenger Strafe stand.
Sklaven kleideten sich wie Herren, die Herren wie Sklaven, Männer wie Frauen und umgekehrt. Alle feierten und saßen gemeinsam an einer Tafel.Von den Römern übernahmen wir die Gleichmacherei zur Karnevalszeit und das Schlüpfen in eine andere Rolle, indem man sich verkleidet. Die einstige Schreckensmaske diente jetzt nicht mehr zum Vertreiben von Dämonen, sie brauchte man nun als Mittel, um in eine andere Identität zu gelangen. Die Kostüme wurden immer prächtiger und dienten jetzt der Repräsentation.
Auch in Deutschland tat sich was. Mit der Entstehung des Christentums blieb von den einst recht zahlreichen Göttern nur noch einer übrig. Außerdem entdeckte man, daß der Winter nicht durch Lärm zu verkürzen, zu ver brennen oder zu ersäufen war und daß der Frühling kam, wenn er dann mal wollte. Als die Kirche festlegte, daß die vierzig Tage vor der Auferstehung Christi gefastet werden muß, nutzten unsere Vorfahren den letzten Tag vor der Fastenzeit, den Fastnachtstag, um noch mal so richtig zuzuschlagen. Vorerst geschah das durch übermäßiges Essen und Trinken an diesem Tag. So kam bald der Begriff der “Freß- und Sauffastnacht” zustande.
Später reichte ihnen ein Tag nicht mehr aus, um Abschied von den irdischen Freuden zu nehmen. Also verlängerten sie den Abschied einfach um ein paar Tage. Sie erfanden die “Bauernfastnacht”, die “Männerfastnacht”, den “Rosenmontag” und schließlich die “Weiberfastnacht”. Der Zeit entsprechend nannten sie den Tag der Weiberfastnacht den “schmutzigen Donnerstag”, denn Frauen waren damals gar nichts wert und standen in der Geschlechterordnung weit unterhalb des Mannes. Aber selbst die an diesem Tag geprägten Rituale werden in manchen Regionen auch heute noch gepflegt.
Eigentlich, um auf die Frage einzugehen, ist Fastnacht und Karneval dasselbe. Aber strenggenommen ist Fastnacht der Tag vor Aschermittwoch und der Karneval (laut Kirchen- und Mönchslatein “carne vale” wie Fleisch lebe wohl) bezeichnet das Trei ben an diesem Tage oder an den vorhergehenden Tagen. Allerdings kann Fastnacht auch von “Fasnacht” stammen, womit alles Treiben zwischen Dreikönig und Aschermittwoch gemeint ist. Fasnacht kommt vom Ausdruck “faseln”, was früher einmal soviel wie “gedeihen” oder “fruchtbar werden” bedeutete.
Und Fasching, den gibt es eigentlich historisch gesehen gar nicht.


Fasching ist eine eigenwillige Bezeichnung der Bayern für den Karneval.

...

 

Jochen Baumann

 

 

 
(Fortsetzung nachzulesen in der Chronik "Die historischen Wurzeln des Karnevals" ab Seite 3